Die HAKOMI® Methode wurde in ihren Grundlagen in den 1970er Jahren von Ron Kurtz in den USA entwickelt, und wird seit 1982 in Deutschland bzw. seit 2005 in Österreich gelehrt. Im deutschsprachigen Raum sind derzeit ca. 750 Personen als HAKOMI-TherapeutInnen tätig.

HAKOMI® ist als Psychotherapiemethode anerkannt von: Deutsche Gesellschaft für Körperpsychotherapie, sowie European Association of Psychotherapy (als wissenschaftlich begründetes Verfahren und Ausbildungsgrundlage für das European Certificate of Psychotherapy).

In Österreich zählt die HAKOMI®-Methode derzeit noch nicht zu einem der staatlich anerkannten psychotherapeutischen Verfahren. Diese juristische Tatsache sagt jedoch nichts über die Wirksamkeit der Methode und die Qualität der Ausbildung aus. Das 1991 in Kraft getretene Psychotherapiegesetz – (Bundesgesetz über die Ausübung der Psychotherapie) – regelt die Ausübung der Psychotherapie in Österreich. Es wurde von den Vertretern der damals etablierten Methoden erarbeitet. Neuere Methoden müssen hohe Auflagen erfüllen, die unter anderem hohe personelle Ressourcen und einen beachtlichen Zeitraum beanspruchen. Der Verein Hakomi Österreich engagiert sich für das Erlangen dieser Voraussetzungen.

Träger der Ausbildung in Österreich und Deutschland ist das HAKOMI Institute of Europe. Mehr über die Ausbildung lesen Sie hier

Die Grundlagen der Hakomi-Methode

Während der letzten 30 bis 40 Jahre hat sich die klassische Psychotherapie in unterschiedliche Richtungen weiter entwickelt. Wichtig ist zum Beispiel der Wechsel vom Reden über eine Erfahrung zum Erleben einer Erfahrung in der gegenwärtigen therapeutischen Situation. Diese gegenwärtige Erfahrung  ermöglicht es uns zu untersuchen, wie wir unser Leben in bestimmten Situationen – wie automatisch – gestalten und organisieren. Diese Bewusstheit braucht es um Veränderung zu erreichen.

Die HAKOMI®-Methode berücksichtigt in ihrem körperbezogenen Ansatz neben der tiefenpsychologischen und systemischen Perspektive auch transpersonale Aspekte in der psychotherapeutischen Arbeit, so dass sich eine einzigartige Möglichkeit ergibt, konflikt- und lösungszentriertes, prozesshaftes und bewusstseinsorientiertes Vorgehen miteinander zu verbinden. Im Folgenden sind einige Gesichtspunkte unserer Arbeit kurz skizziert:

Körperorientiert

Der Körper ist eines der besten Mittel, die Selbstorganisation eines Menschen im gegenwärtigen Erleben zu untersuchen und zu verstehen. Wie wir uns als Ganzes in unserem Verhalten, in Gefühlen, Erinnerungen und Sichtweisen organisieren, einschließlich all dem, was uns nicht bewusst ist – der Körper spiegelt es wider.

Darum ist es wertvoll, seine Sprache durch Achtsamkeit wahrnehmen zu können und sie zu verstehen. So wird vieles wichtige Material augenblicklich aufrufbar und erlebbar, wenn wir mit der physischen, sichtbaren Ebene unseres Seins arbeiten.

Wir setzen Körperbewusstsein ein, um die Selbstorganisation eines Menschen auf eine leichte Art im gegenwärtigen Erleben untersuchen zu können. Mit körperlichen Interventionen, die präzise und achtsam durchgeführt werden, lenken wir die Aufmerksamkeit und eröffnen neue Wege des Erlebens.

Innere Achtsamkeit 

Unser Alltagsbewusstsein ist kein wirksames Mittel, um tiefere Ebenen unseres Selbst zu erfahren und zu verändern, denn unser Alltagsbewusstsein nutzt gerade diese tiefen Schichten für seine gewohnheitsmäßige Selbstorganisation. Deshalb stehen wir beim Ringen um Veränderung oft an dem Punkt, dass wir das Problem mit dem Verstand durchaus gut erkennen, aber die Lösungsversuche funktionieren nicht.

An dieser Stelle hilft uns innere Achtsamkeit, eine Form der Aufmerksamkeit, die sich in den meditativen Disziplinen schon seit Jahrtausenden bewährt hat. Die langsame Schulung der inneren Achtsamkeit baut eine immer stabiler werdende Bewusstseinsposition auf, die uns mehr und mehr erlaubt, die Bestandteile und die Gestaltung des inneren Erlebens zu erforschen.

Zunächst bekommen wir ein besseres Gespür und Gefühl für die Fragen unseres Lebens, und schließlich können wir zu den Grundlagen unserer Selbstorganisation Zugang finden, dem »roten Faden«, der sich oft wie in einem Webmuster durch viele Bereiche unseres Lebens zieht. Die nicht-bewussten automatischen Steuerungsfaktoren werden allmählich ins Bewusstsein gehoben und durch eine immer umfassender werdende »Selbstführung« organisiert. Letztlich führt der Weg der Achtsamkeit zu den Kräften der Selbstheilung und der inneren Weisheit.

Gewaltlosigkeit

Einer der wesentlichen Beiträge der HAKOMI®-Methode liegt im Umgang mit der Abwehr. Genau beschriebene therapeutische Haltungen und neu entwickelte Techniken gestalten diese Arbeit. Menschen verfügen über eine Reihe von Mechanismen, um Einflüsse von außen abzuwehren und die eigene Integrität zu bewahren.

Es ist erschöpfend und schwierig, sich mit diesen Mechanismen auf ein Ringen einzulassen. Vieles geht leichter und schneller, wenn wir beispielsweise die Abwehr unterstützen und sie somit der Beobachtung zugänglich machen.

Mit einer gewaltlosen Haltung laden wir das Unbewusste zur Kooperation ein, denn das Unbewusste bestimmt, was  in einer Sitzung möglich ist, und was nicht. Erst wenn sich das Unbewusste in der therapeutischen Beziehung sicher fühlt, wird es die empfindlichsten Informationen freigeben.

Tiefenpsychologisch

Im Zentrum unserer Arbeit steht die individuelle Struktur der Persönlichkeit eines Menschen, das heißt, die Art und Weise, wie innere ungelöste Konflikte und die damit einhergehenden unbewussten Anschauungen sich z.B. auf der Körperebene und in der Beziehungsgestaltung ausdrücken und die Entfaltung des individuellen Potenzials begrenzen.

In Übereinstimmung mit den theoretischen Konzepten der Psychoanalyse und der tiefenpsychologisch fundierten Therapie sind wir überzeugt, dass sich diese unbewussten Anschauungen wesentlich im Kontext früher Beziehungserfahrungen formen und dass für wirkliche Veränderung der Prozess der erfahrungsorientierten Bewusstmachung sowie die Ermöglichung einer neuen, alternativen Erfahrung (missing experience) im Rahmen der therapeutischen Beziehung wesentliche Voraussetzungen sind.

Diese Überzeugungen werden zurzeit eindrucksvoll bestätigt durch neue Ergebnisse der Neurobiologie sowie der Säuglings- und Bindungsforschung, deren Befunde immer wieder darauf verweisen, wie frühe bedeutsame Erfahrungen die menschliche Selbstorganisation prägen. Die achtsame Untersuchung dieser Selbstorganisation mit der KlientIn, die Bewusstmachung und emotionale Verarbeitung sowie die Verankerung neuer Erfahrungen auf der Erlebensebene sind Kernelemente der HAKOMI®-Methode und zeichnen sie aus als tiefenpsychologisch fundierte körperorientierte Methode, die gerade durch das erfahrungs-zentrierte Arbeiten auch neuesten Erkenntnissen der Therapieforschung Rechnung trägt.

Mit Worten

Aus unserer Sicht wird die Qualität der Selbstorganisation eines Menschen durch den Fluss von Informationen bestimmt. Wie verschiedene Anteile einer Person zusammenarbeiten, hängt davon ab, was sie voneinander und über die Außenwelt wissen.

Interne Modelle der Wirklichkeit eröffnen und begrenzen die Verhaltens- und Erlebnismöglichkeiten. Worte kennzeichnen und bewegen die symbolischen Ebenen, auf denen diese Art von Informationen gespeichert und verändert werden kann. Worte sind auch eine wichtige Art, wie eine TherapeutIn ständig mit dem inneren Erleben ihrer KlientIn in Verbindung bleiben kann und so Sorge trägt, dass sie sich nicht in verschiedenen Welten befinden, sondern wirklich zusammenarbeiten.